Zu Beginn des letzten Jahres haben vor allem politische Spannungen die Energiepreise in die Höhe schnellen lassen. Viele Haushalte und Unternehmen standen vor der Herausforderung, plötzlich sehr hohen Energierechnungen bezahlen zu müssen. Um eine Entlastung für die Bürgerinnen und Bürger, aber auch für Unternehmen zu schaffen, brachte die Bundesregierung im Frühjahr 2023 drei Entlastungspakete auf den Weg. Insgesamt umfasste das Budget knapp 300 Milliarden Euro.* Doch die Preisbremse für Strom und Gas endete mit dem letzten Jahr. Wir wollen uns einmal ansehen, was die Strompreisbremse genau ist, was sich ohne sie ändert und wie wir unsere Energiekosten trotzdem im Griff behalten.
Was ist die Strompreisbremse?
Kurz gesagt, handelt es sich bei der Strompreisbremse um eine politische Maßnahme, die darauf abzielt, die Kosten für Strom gegenüber den Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Unternehmen zu begrenzen bzw. zu subventionieren. Einfach ausgedrückt: Die Strompreisbremse hatte den einfachen Zweck, Stromkosten zu senken. Dazu wurde der Strompreis bei 40 Cent pro kWh gebremst. Dabei wurde jedoch nicht der gesamte Verbrauch als Basis genommen, sondern 80 Prozent des Verbrauchs aus dem Vorjahr.* Wer über die Jahresverbrauchsprognose hinaus Strom bezog, musste sich mit dem regulären Marktpreis abfinden.
Dazu ein kleines Rechenbeispiel:
Nehmen wir eine vierköpfige Familie als Grundlage. Sie hat einen Stromverbrauch von ca. 4500 kWh im Jahr. Ihr Strompreis lag vor der Krise bei rund 30 Cent pro kWh Strom. Dann ist er plötzlich auf 50 Cent pro kWh angestiegen. Doch dann kam die Strompreisbremse zum Tragen und sorgte per Gesetz für eine Entlastung. In Zahlen bedeutet das:
Höhe der Kosten für Strom vor der Krise: 1350 Euro pro Jahr
Höhe der Kosten für Strom nach der Krise und ohne Strompreisbremse: 2250 Euro pro Jahr
Höhe der Kosten für Strom nach der Krise und mit Strompreisbremse: 1800 Euro pro Jahr
Wir sehen also, dass sich die Strompreisbremse 2023 hier mit einer Entlastung 450 Euro pro Jahr bemerkbar machte. Damit wurde der Strompreis immerhin um 20 Prozent abgefangen. Das galt natürlich nur für die Menge an Strom, die die Grenzen der Jahresverbrauchsprognose nicht überschritt.
Für Unternehmen, deren Jahresverbrauch über 30.000 kWh Strom lag, gab es den Deckel der Strompreisbremse bei 13 Cent (netto) pro kWh.* Dem Entlastungskontingent lag hier ebenfalls die Jahresverbrauchsprognose zugrunde. 70 Prozent des Verbrauchs aus dem Vorjahr sah das Strompreisbremsengesetz hier zur Entlastung vor.
*Quelle: Bundesregierung
Die Entlastung hat ein Ende. Was ändert sich ohne Strompreisbremse?
Zum 31. Dezember 2023 ist die Strompreisbremse ausgelaufen. Wie die Bundesregierung um Kanzler Scholz verlauten lässt, sind die Preise für Strom und Gas 2024 wieder auf einem Niveau, das keine Bremse mehr nötig mache – auch, wenn die Preise deutlich über denen lägen, die vor der Krise fällig wurden. Dennoch pendele sich der Preis pro kWh meist unterhalb der Obergrenze ein, die der Berechnung der Gas- und Strompreisbremse durch die Bundesregierung zugrunde lag.* Damit endete die Strompreisbremse eher, als ursprünglich geplant. Denn sie sollte eigentlich bis Ostern, sprich März 2024, laufen. Finanziert wurde die Entlastung durch die Strompreisbremse übrigens teilweise über die Abschöpfung von Zufallsgewinnen, die im Strommarkt anfielen.
Die finanzielle Entlastung für unseren Strom ist heute also ausgelaufen. Haushalte, die vor der Strompreisbremse einen Tarif hatten, der sehr hohe Strompreise aufrief, stehen diesen nun wieder gegenüber. Die monatlichen Abschläge für Strom sind für viele also wieder mächtig gestiegen. Doch welche Möglichkeiten gibt es, um auch ohne den Entlastungsbetrag moderate Kosten zu haben? Wir wollen herausfinden, worauf es zu achten gilt, um unsere Energiekosten weiterhin auf einem Niveau zu halten, das für unseren Geldbeutel funktioniert. Glücklicherweise gibt es auch ohne Strompreisbremse dafür verschiedene Möglichkeiten.
*Quelle: Bundesregierung
Wie viel Cent kostet der Strom ohne Preisbremse?
Aktuell, sprich zum Stand März 2024, liegt der Preis für Strom bei rund 26 Cent pro kWh. Der Rekordwert seit 2021 lag im Oktober 2022 bei satten 70 Cent pro kWh.* Diese Differenz von 37 Prozent verdeutlicht die immensen Schwankungen, die die Strompreise in den letzten Jahren durchlebt haben. Rechnen wir wieder beispielhaft mit unserer vierköpfigen Familie und einer Jahresverbrauchsprognose von 4.500 kWh, wird deutlich, was die Schwankungen der Preise für Strom monatlich für Auswirkungen auf das Budget der Haushalte hat. Während bei 70 Cent pro kWh monatlich 262,50 Euro für Strom fällig geworden wären, sind es mit den aktuellen Preisen nur 97,50 Euro.
*Quelle: Verivox
Wie lässt sich auch ohne Strompreisbremse Geld sparen?
Der Rat der Bundesregierung ist der Anbieterwechsel. Kanzler Scholz rät dazu, den Anbieter für Strom oder Gas zu wechseln, wenn die Verträge höhere Preise aufrufen, als die Strompreisbremse gedeckelt hätte.* Auch die Verbraucherzentrale rät dazu, einen Anbieterwechsel in Betracht zu ziehen. Dabei sollten Verbraucherinnen und Verbraucher die aktuellen Tarifkonditionen sorgfältig überprüfen. Informationen wie Jahresverbrauch, Preis in Cent pro kWh, Einschränkungen von Preisgarantien oder Festpreisgarantie sollten genauer betrachtet werden, um einen aussagekräftigen Vergleich anzustellen, der auch nach der Entlastung durch die Strompreisbremse für moderate Strompreise sorgt. *
*Quelle: Verbraucherzentrale
Die zweite Alternative, um einige Euro auf der Stromabrechnung einzusparen, ist es, den Verbrauch zu senken. Dabei können Smart Home-Installationen behilflich sein. Wer beispielsweise die vernetzte Steckdose seines Fernsehers mit Informationen zur Nutzungsdauer füttert, sorgt beispielsweise dafür, dass er ohne stromfressenden Standby-Modus durch die Nacht kommt.
Eine andere Alternative ist die intelligente Steuerung des Lichts, die dafür sorgt, dass die Lampe nur leuchtet, wenn wir sie gerade benötigen. Durch eine umfassende Integration von Smart-Home-Komponenten lassen sich in Haushalten einige Prozent des Stromverbrauchs einsparen – ob das jedoch genug ist, um am Ende mit einem guten Gefühl auf die Stromrechnung zu blicken, ist fraglich. Schließlich prognostizieren Expertinnen und Experten eher, dass der Strombedarf in Deutschland steigen wird.
Eine Dokumentation zur Energiewende des Bundestags geht in ihrem Zielszenario davon aus, dass unser Bruttostromverbrauch von 595 TWh im Jahr 2018 auf satte 658 TWh im Jahr 2030 ansteigen wird. Das bedeutet ein Plus von 11 Prozent.* Das liegt unter anderem daran, dass wir von fossilen Energiequellen immer stärker zu Strom aus erneuerbaren Energien umrüsten wollen, den wir dann zur Wärmeerzeugung und für unsere Mobilität einsetzen. Den Sparkurs in unserem Haushalt zu fahren, ist also vermutlich auf lange Sicht nicht des Rätsels Lösung. Doch die liegt vielleicht näher, als wir denken – nämlich auf dem eigenen Dach.
*Quelle: Bundestag
Bremse lösen und selbst Strom herstellen
Die dritte Alternative, um dauerhaft Kosten für Strom einzusparen, ist die Installation einer Photovoltaikanlage. Sie nutzt die Kraft der Sonne, um Haushalte mit nachhaltiger Energie zu versorgen. Sehen wir uns einmal an, wie eine Photovoltaikanlage dabei hilft, wertvolle Euro auf der Stromrechnung einzusparen. Hier kommen die wichtigsten Informationen:
Die wichtigsten Informationen zur Planung und Nutzung einer Photovoltaikanlage
Eine Photovoltaikanlage lohnt sich natürlich am meisten, wenn sie optimal geplant, installiert und genutzt wird. Aber wie gelingt das eigentlich? Diese Informationen helfen:
Standort und Ausrichtung:
Die Stromausbeute einer Photovoltaikanlage hängt stark von ihrer Ausrichtung und Neigung ab. In Deutschland ist eine südliche Ausrichtung mit einer Neigung von etwa 30 Grad ideal. Ost-West-Ausrichtungen sind ebenfalls eine gute Möglichkeit, um einen großen Teil des Energieverbrauchs mit Strom aus dem eigenen Solarkraftwerk zu decken.
Dimensionierung:
Die Größe der Anlage sollte auf unsere Jahresverbrauchsprognose abgestimmt sein. Denn dann sind die Anschaffungskosten und die Ersparnisse durch die Anlage bestens ausbalanciert. Planen wir beispielsweise die Anschaffung eines E-Autos, sollte die Anlage ein paar Prozent mehr Kapazität aufweisen.
Eigenverbrauch maximieren:
Natürlich können wir unseren Stromüberschuss zur Einspeisevergütung ins öffentliche Netz einspeisen, doch um möglichst wirtschaftlich zu verfahren, sollten wir auf einen hohen Eigenverbrauch achten. Denn je mehr vom selbst erzeugten Strom direkt verbraucht wird, desto rentabler wird die Berechnung der Wirtschaftlichkeit unserer Anlage.
Batteriespeicher:
Ein Batteriespeicher ist meist das Geheimnis eines hohen Eigenverbrauchs. Er kann die Wirtschaftlichkeit einer Photovoltaikanlage stark erhöhen, indem er den Eigenverbrauch des selbst erzeugten Stroms maximiert. Bei einer Photovoltaikanlage ohne Speicher liegt die Eigenverbrauchsquote bei 25 bis 35 Prozent. Kommt ein Speicher dazu, geht der Anteil drastisch hoch – auf 70 bis 80 Prozent.
Ganzheitlich denken:
Eine ganzheitliche Betrachtung spielt uns bei der Berechnung und Planung der optimalen PV-Anlage ebenfalls in die Karten. Wir sollten also nicht nur den Entlastungsbetrag mit einbeziehen, den wir durch die Einsparung der Stromkosten erzielen, sondern ggf. auch die Heizung – und damit die Installation einer Wärmepumpe in Betracht ziehen, die wir mit grünem Strom aus unserer Anlage füttern. Das bringt uns auch dazu, einmal einen Blick auf die Gaspreisbremse zu werfen. Schließlich treiben auch die Kosten für Gas unsere Nebenkostenabrechnung hoch.
Die Gaspreisbremse ist ebenfalls Geschichte
Sprechen wir über Preisbremsen, die unsere Nebenkosten in Schach halten, dürfen wir die Gaspreisbremse nicht außen vor lassen. Sie gilt unter anderem für Privathaushalte sowie kleine und mittlere Unternehmen mit einem Gasverbrauch von bis zu 1,5 Mio. kWh im Jahr. Die Gaspreisbremse war, ebenso wie die Strompreisbremse, im Jahr 2023 aktiv und lief mit dem Jahr 2024 aus.
Der Gaspreis wurde für Verbraucherinnen und -verbraucher im Zuge der Bremse auf 12 Cent pro kWh (brutto) begrenzt. Dem lag eine Jahresverbrauchsprognose von 80 Prozent des Vorjahres zugrunde. Für die Industrie wurde die Gaspreisbremse bei 7 Cent pro kWh (netto) gesetzt – für 70 Prozent des Vorjahresverbrauchs.*
Richten wir unseren Blick wieder auf den Entlastungsbetrag der Gaspreisbremse für unsere vierköpfige Familie im Einfamilienhaus. Sie verbrauchen im Jahr ungefähr 20.000 kWh Gas. Was bedeutet die Gaspreisbremse bzw. ihr Wegfall in Euro?
Wollen wir uns eine Beispielrechnung zur Gaspreisbremse ansehen, die den Entlasungsbetrag verdeutlicht und zeigt, wie hoch der Unterschied ist.
Der Gaspreis lag vor der Krise bei rund 5 Cent pro kWh (Mai 2021). Zwischenzeitlich ist er auf satte 40 Cent pro kWh (September 2022) angestiegen. Da dieser Kurs allerdings außergewöhnlich hoch war, rechnen wir einmal mit 10 Cent pro kWh (April 2023).** Hier kam noch die Gaspreisbremse zum Tragen und sorgte per Gesetz für eine Entlastung.
Höhe der Kosten für Gas vor der Krise: 1000 Euro pro Jahr
Höhe der Kosten für Gas nach der Krise und ohne Strompreisbremse: 2000 Euro pro Jahr
Höhe der Kosten für Gas nach der Krise und mit Strompreisbremse: 1400 Euro pro Jahr
Hier sehen wir also im Vergleich zum Strom einen höheren Entlastungsbetrag durch die Gaspreisbremse. Die Beispielrechnung weist eine Differenz von 600 Euro und damit von rund 30 Prozent auf.
Aktuell liegt der Gaspreis bei 7 Cent pro kWh (Stand März 2024).** Das bedeutet, auch mit Gaspreisbremse hätten wir hier keinen Entlastungsbetrag zu erwarten.
*Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
**Quelle: Verivox
Wärmepumpe als Alternative zur Gasheizung
Wir stellen also fest, ob mit Gaspreisbremse oder ohne, es ist sinnvoll, sich nach Alternativen umzusehen, die sowohl dem Umweltschutz dienen als auch einige Euro in unsere Haushaltskasse zurück spülen. Sehen wir uns die Wärmepumpe einmal genauer an.
Eine Wärmepumpe nutzt die Wärme aus der Luft, dem Erdreich oder dem Wasser und wandelt sie in nutzbare Heizwärme für Gebäude um. Dafür braucht sie zwar kein Gas, aber elektrische Energie, um den Kältemittelkreislauf innerhalb der Wärmepumpe anzutreiben. Und hier kommen wieder unsere Photovoltaikanlagen ins Spiel. Denn sie liefern Strom und können somit zur Versorgung der Wärmepumpe beitragen. Dadurch wird der Betrieb noch umweltfreundlicher und in vielen Fällen auch kostengünstiger, da wir weniger abhängig von externen Strompreisen sind. Die Synergien zwischen Wärmepumpe und PV-Anlage fördern nicht nur die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen, sondern tragen auch aktiv zum Klimaschutz bei, indem sie den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren.
Fazit: Auch ohne Gas- und Strompreisbremse gibt es gute Alternativen
Gaspreisbremse hin, Strompreisbremse her. Es gibt einige Möglichkeiten, unsere Energiekosten in den Griff zu bekommen. Schließlich ist es auch mit Blick auf den Klimawandel sinnvoll, die eigene Energieversorgung einmal zu überprüfen.
Gerne beraten Sie unsere Expertinnen und Experten von Energieversum, wie vielfältig sich eine Photovoltaikanlage integrieren lässt.